Stieglitz
Merkmale
Der Stieglitz trägt ein auffällig farbenfrohes Gefieder und zählt wohl zu den buntesten Singvögeln Mitteleuropas. Den englischen Namen Goldfinch hat er regelrecht verdient. Sehr charakteristisch ist die rote Gesichtsmaske auf dem ansonsten weiß und schwarz gefärbten Kopf. Rücken und Brust sind hellbraun, Bauch und Bürzel weiß gefärbt. Die überwiegend schwarzen Flügel weisen eine
deutlich abgesetzte, leuchtend gelbe Binde auf. Der schwarz
gefärbte Schwanz zeigt an den äußeren zwei bis drei Steuerfedern weiße Abschnitte.
Der Schnabel des Stieglitzes ist, wie bei Körnerfressern üblich, kegelförmig.
Er läuft spitz zu und erscheint elfenbeinfarben bis grau rosa.
Verwandtschaft
Der Stieglitz zählt zur Familie der Finken (Fringillidae), zu welcher insgesamt sechs Gattungen zugehörig sind. Eine davon ist die Gattung der Zeisige (Carduelis), welche neun Arten in Europa aufweisen kann: Stieglitz, Bluthänfling, Berghänfling, Birkenzeisig, Polarbirkenzeisig, Grünfink, Erlenzeisig, Zitronenzeisig und Korsenzeisig.
Innerhalb der Art Stieglitz wiederum haben sich verschiedene Unterarten entwickelt. In Deutschland beobachten wir die in ganz Nord- und Mitteleuropa vorkommende Nominatform Carduelis carduelis carduelis.
Verbreitung und Bestand
Der Stieglitz ist von Westeuropa bis Mittelsibirien, Nordafrika sowie West- und Zentralasien verbreitet. Auf Island, im Nordwesten Schottlands sowie im Norden Skandinaviens kommt der Stieglitz hingegen nicht vor. Vom Menschen eingebürgert wurde der Stieglitz in Südamerika, Australien
sowie auf Neuseeland und einigen Inseln Ozeaniens. Die europäische Brutpopulation umfasst etwa 34 Millionen Brutpaare, in Deutschland kommen schätzungsweise 305.000 bis 520.000 Brutpaare vor.
Zugverhalten
Der Stieglitz ist größtenteils ein Standvogel, der in den Wintermonaten in größeren Trupps in der Region umherschweift.
Lebensraum
Ursprünglich war der Stieglitz in lichten Wäldern und Waldrändern zu hause. Heute besiedelt er neben ländlichen auch städtische Gebiete. Besonders entscheidend in der Habitatwahl des Stieglitzes sind stark gegliederte, blütenreiche Landschaften mit Hecken, Wäldern, Feldgehölzen und offenen Bereichen. Bäuerliche Siedlungen mit Streuobstbeständen auf blumen- und
artenreichen Wiesen und extensiver Nutzung bieten v.a. hinsichtlich der Nahrungsverfügbarkeit Idealbedingungen. in den Dörfern und Städten bewohnen Stieglitze nicht zu intensiv gepflegte Parks oder Gärten und brüten auch inmitten von Städten in Grünanlagen, baumbestandenen Schulhöfen, an Sport- oder Parkplätzen sowie auf Brach- und Industrieflächen.
Ernährung
Der Stieglitz ist fast ein reiner Vegetarier. Sein Nahrungsspektrum umfasst reife und halbreife Samen von zahlreichen Stauden, Gräsern und Bäumen. In Abhängigkeit von der Jahreszeit verändert sich auch die Ernährung dieser Vogelart. Im Winter werden vor allem Samen stehengebliebener Stauden und von verschiedenen Bäumen verzehrt. Stieglitze sind zudem häufig am Futterhaus anzutreffen. Während der Brutzeit
ernähren sie sich vornehmlich von den kleinen Samen milchreifer Korbblütler. Während viele andere körnerfressende Vögel für die Jungenaufzucht auf Insekten umsteigen, füttern Stieglitze ihren Nachwuchs vor allem mit Pflanzensamen. Nur äußerst selten fressen sie tierische Nahrung wie Blattläuse, die sie geschickt von den Pflanzen absammeln.
Fortpflanzung
Je nach Witterungsverhältnissen beginnt das Männchen im
Februar oder März mit der Balz. Hierbei wird der Reviergesang meist von
erhöhten Singwarten vorgetragen. Beim Stieglitz singen auch die Weibchen, was
in der Avifauna durchaus eine Seltenheit darstellt. Stieglitze führen eine
monogame Saisonehe mit durchschnittlich zwei Jahresbruten.
Das Nest wird vom Weibchen erbaut und befindet sich hoch oben in der Krone
eines Baumes oder Gebüschs. Es wird in einer Astgabel oder an einem Astende
gebaut. Es besteht aus feinen Stängeln, Halmen, kleinen Wurzeln, Moos und
anderen Pflanzenfasern. Das Gelege besteht
aus durchschnittlich fünf Eiern, welche vom Weibchen bebrütet
werden. Das Männchen versorgt in diesen 12-14 Tagen das Weibchen mit Nahrung.
Während das Männchen die ganze Familie allein ernährt, hudert und füttert das
Weibchen den Nachwuchs.
Die Nestlingszeit beim Stieglitz dauert etwa zwei Wochen. Während das Männchen
zunächst Weibchen und Nachwuchs allein ernährt, versorgt das Weibchen die
Jungen bis diese keinen Schutz vor Kälte, Nässe und Feinden mehr brauchen.
Nach etwa zwei Wochen verlassen die Jungen das Nest und werden noch etwa vier
Wochen außerhalb betreut.
Stieglitz am Futterplatz
Stieglitze treten nicht an allen Futterstellen auf. Entscheidend ist das angebotene Futter. Stieglitze bevorzugen kleinste Sämereien und Fettfutter. Da sie sehr geschickt sind, können sie mühelos an Futtersäulen oder bspw. am Welzhofer
Vogelschmaus nach Nahrung suchen. Hier kann es auch dazu kommen, dass gleich mehrere Stieglitze an einem Vogelschmaus hängen.